The Space of Color – Ana Kostova
Schon der erste Blick durch die Tür der Galerie Kaufmann sorgt aktuell für ein Abtauchen in die Welt der Farben: Wo einem noch bei der letzten Ausstellung weiße Wände entgegenstrahlten, wird nun der Raum selbst in die Kunst mit eingebunden. Große, orangene Flächen, der innere Türrahmen blau, geometrische Formen in violett, lila und gelb auf Wänden und Säulen. Die Räume mögen die gleichen sein, das Gefühl jedoch ein ganz anderes.
The Space of Color heißt die Ausstellung, die die Werke von Ana Kostova zeigt. Ihr Studium führte die aus Bulgarien stammende Künstlerin über Sofia nach Kiel. Ihre Herkunft sowie Erinnerungen an früher sind etwas, dass man, wenn man einmal genauer hinschaut, in ihren Arbeiten wiederfindet. „Ursprünglich kommt Ana aus der Malerei, hat dann aber beschlossen, mehr in den Raum hineinzugehen“, erklärt die Galeristin Lucia Kaufmann.
Und tatsächlich: Obwohl Ana Kostova weiterhin den Pinsel schwingt, bemalt sie heute nicht mehr unbedingt Leinwände, sondern viel eher Metall und MDF, gepresste Holzfaserplatten. Ein Beispiel für letzteres ist die Bilderreihe an der rechten Wand im ersten Raum der Galerie. Insgesamt sieben Werke hängen hier, allesamt aus MDF, manche doppellagig, andere nicht. Sprich, manchmal liegt hinter herausgefrästen Stücken noch eine zweite, bunt lackierte Schicht, dann wieder blickt man durch sie hindurch auf die nackte Wand. Kostova spielt mit der Doppeldeutigkeit.
Apropos hindurchblicken: „Das Hauptwerk im vorderen Bereich ist der Paravent“, sagt Lucia Kaufmann in Hinblick auf das präsente Objekt. „Für Ana ist es eine Malerei im Raum. Sie liebt diese Möglichkeiten der Perspektive und dass man immer wieder anders durchschauen kann.“ Dank der umliegendengestalteten Wände verbindet sich das Kunstwerk mit Teilen der Galerie , verwandelt sie in etwas, das zusammen mit dem Paravent ein abwechslungsreiches Spiel ergibt. „Wenn Ana etwas erschafft, denkt sie mit dem Raum“, schließt Lucia Kaufmann. Gleichzeitig stellt sich die Frage: Ist der Paravent überhaupt ein Raumtrenner, wenn er doch eigentlich durchlässig ist? Schafft er dann noch eine Grenze?
Weiter hinten in der Galerie, befindet sich unter anderem ein Bild, das der Reihe vorne ähnelt, jedoch um zwei Seitenteile aus Metall erweitert wurde. „Es erinnert an ein Altarbild, ein sogenanntes Triptychon, das man auf und zuklappen kann“, so Lucia Kaufmann. Durch die ausgefrästen Stücke, der Seitenteile wird ein Schatten auf die Wand dahinter geworfen, was dem Bild noch eine weitere Schicht verleiht. Ergänzt wird der Raum durch Papierflieger-artige Metall-Stücke, die an der Wand hängen. Die Starre und Standfestigkeit sieht man ihnen auf den ersten Blick gar nicht an, sie wirken vielmehr leicht und so, als könnten sie mit dem nächsten Windstoß davongetragen werden.
Und dann ist da noch der letzte Raum: Er beherbergt zwei symmetrische Bilder von Ana Kostova, ergänzt durch eine Skulptur. Das Besondere an ihr: Sie greift die Symmetrie der Bilder auf. „Fast wirkt es so, als hätte Ana die Bilder gemalt und dann die Formen aus ihnen herausgeholt, um sie aufzubauen und es zu etwas eigenem werden zu lassen.“
Doch neben all den schönen Formen und Materialien ist es doch vor allem eines, was man in dieser Ausstellung erwähnen sollte – immerhin stößt einen bereits der Titel darauf. Es sind die Farben, mit denen Ana Kostova experimentiert, die sie, oft knallig, selten blass, in ihre Werke einarbeitet und die den Blick nicht nur greifen, sondern auch festhalten. Sie spiegeln die Emotionen der Künstlerin wider, aber auch ihre Erinnerungen. „Orange ist die Farbe ihrer Kindheit“, verrät Lucia Kaufmann. „Und in ihren Bildern verarbeitet sie, was sie fühlt – zum Beispiel ihre Wut.“ Ein spannender Aspekt, den man hinter den klaren, harten Kanten ihrer Figuren nicht vermuten würde.
The Space of Color – Ana Kostova
4. September – 11. Oktober 2025
Galerie Kaufmann | Erikastrasse 47 | 20251 Hamburg
Donnerstag und Freitag 15-18 Uhr, Samstag 11-14 Uhr