Christian Frosch - Der Malereiforscher
Christian Frosch widmet sich in seiner künstlerischen Arbeit einer fundamentalen Frage: Was ist Malerei? Anstatt lediglich Bilder zu malen, untersucht er die Malerei selbst: ihre Bestandteile, Prozesse und Bedingungen. Dabei wird Farbe nicht einfach auf einen Bildträger aufgetragen, sondern in Versuchsanordnungen getestet, beobachtet und in ihrer Wirkung dokumentiert. In diesem forschenden Umgang mit Material und Medium rückt Frosch nicht nur die klassischen Elemente wie Farbe und Malgrund in den Fokus, sondern auch das, was oft als Nebensächlichkeit übersehen wird – die Reaktion von Materialien, der Einfluss der Umgebung, der Zufall.
So setzt er etwa Ölfarbe an den unteren Rand eines Blattes und beobachtet, wie das Öl aufsteigt. Das Ergebnis: Strukturen, die an Landschaften erinnern, als hätte sich die Farbe selbst organisiert. Oder er verwendet Schiffslack, der Plastikbecher schmelzen lässt und so zu bizarren, skulpturalen Objekten führt. In einem weiteren Projekt verschickt er Pastellkreiden samt Papier per Post – die entstehenden Spuren und Verwischungen sind das Resultat einer „automatischen“ Malerei durch Bewegung und Transport.
Frosch orientiert sich dabei an einem Gedanken Leonardo da Vincis, der die Vorstellung beschreibt, dass selbst zufällige Flecken auf einer Wand in der Lage sind, Landschaften oder Figuren hervorzubringen. Wenn man nur bereit ist, sie darin zu sehen. Diese Idee des Sehens und Erkennens in scheinbar ungeordneten Strukturen zieht sich wie ein roter Faden durch Froschs Werk. Es geht ihm nicht darum, traditionelle Bilder zu malen, sondern darum, die Bedingungen von Malerei sichtbar zu machen.
Die Ausstellung Malereiforschung in der Galerie Biedermann gibt nun einen umfassenden Einblick in Christian Froschs Arbeit der vergangenen 25 Jahre. Hier treffen analytisches Denken, künstlerischer Experimentierwille und beinahe alchemistisches Spiel aufeinander. In seinen Arbeiten verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Maler und Forscher.
Christian Frosch spielt dabei gezielt mit den Klischees der Kunstwelt: dem Bild des Malerfürsten genauso wie der Vorstellung vom rationalen Wissenschaftler. In seinen Versuchen stellt er immer wieder dieselben grundlegenden Fragen: Was ist Malerei? Was macht Farbe? Und was lässt sich mit ihr anfangen? Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Oktober in der Galerie Biedermann zu sehen.
Christian Frosch - Malereiforschung - Kabinett
04. Juli bis 15. Oktober 2025
Galerie Biedermann/ Barer Straße 44 / 80799 München
Dienstag bis Freitag 14 - 18 Uhr