Die neue Berliner Lust - Warum das Cara die eleganteste Abkehr von der Konsequenz ist
Wer heute in Berlin Stil und Erfolg vereinen will, muss Kompromisse wagen. Die Wandlung vom konsequenten Frea zum lustvollen Cara ist der beste Beweis dafür. David und Jasmin Suchy, die Köpfe hinter dem gefeierten, gemüsebasierten Frea, haben damit an der Kleinen Hamburger Straße eine neue Ära eingeläutet. Das Frea war ein Ort der bewussten Haltung und der maximalen Konsequenz. Nun vollziehen die Suchys den eleganten Bruch mit dieser Strenge zugunsten des reinen, ungefilterten Genusses und definieren damit, was Stil heute in der Küche bedeutet.
Sie reagieren so auf eine neue Realität, in der sie den Gästen zeitgemäßer bieten können, was sie wollen, und erkennen an, dass das ursprüngliche experimentelle Konzept „nicht für die große Masse“ bestimmt war bzw. der Anspruch der Gäste sich verändert hat. Das Cara ist somit die bewusste Entscheidung für mehr Freude und eine breitere Akzeptanz.
Diese Befreiung ist im Raum sofort spürbar. Die visuelle Strenge, die das Frea auszeichnete, ist geschmolzen und in ein luxuriöses Gefühl übersetzt worden. Das Ambiente ist eine souveräne Inszenierung aus zeitloser Eleganz und urbaner Lässigkeit. Hier regiert eine unaufdringliche Haltung, die anspruchsvollen Komfort und Stil vermittelt. Kuratierte Kunst und die kluge, warme Beleuchtung machen es zum perfekten Treffpunkt für alle, die Design ebenso hochhalten wie die makellose Produktqualität.
Die Küche folgt der Maxime des Dolce Vita. Die Entscheidung für ein authentisch italienisches Angebot war naheliegend und ehrlich, da die Hälfte des Küchenteams aus Italien (Sardinien, Sizilien, Toskana) stammt und somit eine tief verwurzelte Amore in die Gerichte bringt. Man setzt auf den unkomplizierten, wärmenden Wohlfühlfaktor der Hausmannskost alla Mamma oder Nonna. Allerdings auf höchstem, urbanen Niveau.
Anstelle der saisonalen Herausforderungen der regionalen Küche stehen nun die zeitlosen, sinnlichen Ankerpunkte der italienischen Klassik. Die Speisekarte ist eine Ode an die Lust, reduziert auf das Wesentliche, aber mit maximalem Produktanspruch. Gäste finden hier Gerichte, die in ihrer Perfektion und Schlichtheit überzeugen. Das Rindertatar beispielsweise wird mit Aglio Dolce und Haselnüssen serviert. Ein weiteres Highlight ist das schmelzend zarte Vitello Tonnato, das als echte Empfehlung des Hauses gilt.
Selbst Klassiker wie Spaghetti Vongole e bottarga zeigen im Cara die stilistische Disziplin des Küchenteams. Bewusst nicht mit Knoblauch überfrachtet, dafür perfekt rund im Geschmack. Ein weiteres Highlight ist die Melanzana alla Parmigliana. Unsere Aufmerksamkeit finden auch die am Nachbartisch servierten Tagliolini mit Herbsttrüffeln.
Die gesamte italienische Genuss-Philosophie findet im Cara ihren eleganten Höhepunkt in den Dolci. Hier beweist die Küche ihre Meisterschaft im puristischen Umgang mit den italienischen Klassikern: Das Tiramisu ist luftig und von makelloser Balance, ebenso die Torte al cioccolato. Doch die wahre Signatur des Hauses, die man unbedingt probiert haben muss, ist das Pistazieneis. Es konzentriert die Essenz feinster, aromatischer Nüsse auf einem einzigen Löffel.
Mit ihrem neuen Konzept haben die Suchys der Berliner Szene einen Ort zurückgegeben, an dem man sich verabredet, um zu sehen und gesehen zu werden, um zu trinken und zu genießen. Frei von der Last der kulinarischen Korrektheit. Die Tatsache, dass das Restaurant jeden Abend komplett ausgebucht ist, bestätigt, dass diese Neudefinition der Berliner Unbeschwertheit genau das ist, wonach die Stadt sich gesehnt hat.
Cara Restaurant & Bar
Kleine Hamburger Straße 2 / 10115 Berlin
Täglich 18-24 Uhr