Renaissance am Palais Royal - Die Fondation Cartier erfindet sich neu
Paris erhält ein neues kulturelles Glanzlicht. Die Fondation Cartier pour l'art contemporain verlegt ihren Sitz vom Boulevard Raspail in ein historisches Haussmann-Gebäude am Place du Palais Royal, unmittelbar gegenüber dem Louvre gelegen. Dieser Umzug markiert für die Institution den Beginn einer neuen Ära, in der sie ihre Identität radikal neu definiert. Es handelt sich nicht um einen bloßen Standortwechsel, sondern um eine tiefgreifende architektonische Transformation, die das Museumskonzept an sich infrage stellt. Die Neuinterpretation des Raumes stammt von Pritzker-Preisträger Jean Nouvel.
Die Fondation Cartier hat mit ihrer Architektur schon immer ein Statement gesetzt. Das ursprüngliche Gebäude war ein transparenter Kokon aus Glas. Am Palais-Royal setzt Jean Nouvel diese Philosophie fort und treibt sie auf die Spitze. In einem Haussmann-Bau von 1855, der einst die Grands Magasins du Louvre beherbergte, hat Nouvel das Innere radikal entkernt. Das Ergebnis ist kein statisches Museum, sondern ein wandelbares Wunderwerk. Ein "lebendiger Körper, der Kunst und Stadt in ständiger Bewegung verbindet". Das Herzstück der Transformation sind fünf gigantische, bewegliche Geschosse, die in elf verschiedenen Höhen positioniert werden können. Diese nie dagewesene Flexibilität ermöglicht es, die Ausstellungsräume für jede Show neu zu konfigurieren. Von intimen Kabinetten bis zu einer einzigen 1.200 Quadratmeter großen Galerie.
Nouvels Design stellt die Mechanismen dieser Transformation mit Stahlsäulen und Maschinerie offen zur Schau, was dem Ort einen industriellen, experimentellen Charme verleiht, der die ständige Neuerfindung zelebriert. Die Architektur bricht dabei bewusst mit der Neutralität traditioneller Galerien. Sie ist vertikal, lichtdurchflutet und porös zur Stadt hin. Nouvel, der bereits das erste Haus der Fondation entwarf, schafft hier einen Ort des „Unerwarteten“, der Kunst, Architektur und Öffentlichkeit in einen neuen, dynamischen Dialog bringt.
Zur feierlichen Eröffnung präsentiert die Fondation Cartier Exposition Générale, eine umfassende Show, die nicht nur die neuen Räume einweiht, sondern auch eine alternative Kartografie der zeitgenössischen Kunst der letzten vier Jahrzehnte entwirft. Der Titel ist eine Hommage an die historischen Ausstellungen, die einst in diesem Gebäude der Grands Magasins stattfanden und greift damit die sozialen und experimentellen Wurzeln des Ortes auf.
Die Ausstellung ist mehr als ein kraftvolles Bekenntnis zur einzigartigen Identität der Fondation: Sie versammelt fast 600 Werke von über 100 Künstlern aus aller Welt, die seit ihrer Gründung Teil des Programms waren. Statt einer chronologischen Abhandlung präsentiert die Exposition Générale die Sammlung in thematischen Ensembles, die die langjährigen künstlerischen Engagements der Institution widerspiegeln.
Die Besucher tauchen ein in ein reiches Spektrum internationaler zeitgenössischer Kunst. Von den visionären Projekten Junya Ishigamis und der Malerei von Luiz Zerbini bis zu den textilen Werken von Olga de Amaral und der Fotografie von Claudia Andujar. Auch Werke von Größen wie David Lynch und Sarah Sze sind zu sehen.
Die Ausstellung ist als öffentliches Forum konzipiert, das sich den vielschichtigen Narrativen, Formen und Wissensgebieten der Kunst öffnet. Durch die radikal flexible Architektur wird jeder Besuch zu einem neuen, unvorhersehbaren Erlebnis. Die Exposition Générale ist somit nicht nur eine Retrospektive, sondern ein Manifest. Der Beweis, dass die Fondation Cartier am Palais Royal nicht nur einen neuen Standort, sondern eine neue Ära der Ausstellungspraxis in der Metropole eingeläutet hat. Sie ist eine Einladung, die Zukunft der Kunst im Herzen der Pariser Geschichte zu erleben.
Fondation Cartier pour l'art contemporain
Fondation Cartier pour l'art contemporain / 2Pl. du Palais Royal / 75001 Paris
www.fondationcartier.com