Fünf Freunde, ein Kosmos – Wie Cage, Cunningham & Co. Kunst neu dachten
„Wir alle haben mit vollem Einsatz gearbeitet, jedes intensive Gefühl geteilt, und ich glaube, wir haben Wunder vollbracht, allein für die Liebe.“ – Robert Rauschenberg
Die Verbindung unterschiedlicher Kunstformen ist oft versucht worden – selten jedoch mit solcher Konsequenz und Wirkung wie bei John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Ihre kreative Zusammenarbeit steht im Zentrum der Ausstellung Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly im Münchner Museum Brandhorst.
Der erlesene Künstlerkreis vereinte Tanz, Musik und bildende Kunst auf eindrucksvolle Weise und prägte die Kunstlandschaft der Nachkriegszeit nachhaltig. Über 180 Werke – darunter Gemälde, Partituren, Requisiten, Kostüme und Fotografien – eröffnen einen vielschichtigen Blick auf das gemeinsame Schaffen der fünf Ikonen.
Die Ausstellung zeigt Werke aus drei Jahrzehnten, die hier erstmals wieder in ihrem ursprünglichen Produktionskontext erlebbar werden. Doch es war nicht allein die künstlerische Zusammenarbeit, die die fünf verband: Ihre engen Freundschaften und teils auch Liebesbeziehungen waren ebenso prägend – begleitet von kreativen Auseinandersetzungen, leidenschaftlichen Debatten und schmerzhaften Trennungen.
Trotz gemeinsamer Themen – Stille und Zufall, Technik und Fortschritt, Tradition und radikale Erneuerung – entwickelte jeder Künstler seine ganz eigene „Handschrift“. Die parallele Auseinandersetzung mit denselben Fragen macht gerade diese individuellen Ausdrucksformen besonders sichtbar.
Kennengelernt hatten sich Cage, Cunningham, Johns, Rauschenberg und Twombly in den 1940er- und 1950er-Jahren. Es entstand ein produktives Netzwerk, in dem jeder seine Ideen einbrachte. In den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren wurden die fünf Freunde zu Pionieren von Happening, Fluxus, Pop Art und Minimal Art – und damit zu zentralen Figuren der internationalen Avantgarde.
Ein Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit zeigte sich in den Tanzperformances der Merce Cunningham Dance Company (MCDC): John Cage übernahm die musikalische Leitung, Rauschenberg und Johns entwarfen Bühnenbilder und Kostüme. Als Hommage inszeniert das Museum Brandhorst den zentralen Ausstellungsraum als schwarzen Bühnenraum – ein beeindruckender Moment für Besucher:innen, wenn sie über die große Treppe in den dunklen Raum eintauchen.
Auch der politische Kontext jener Zeit hinterließ Spuren: Der Kalte Krieg und insbesondere die McCarthy-Ära mit ihren Verfolgungen vermeintlicher Kommunist:innen und queerer Menschen beeinflussten das Werk aller fünf Künstler. Rauschenberg etwa setzte sich obsessiv mit amerikanischen Symbolen wie Flaggen und Zielscheiben auseinander, während Twombly auf historische Ereignisse wie die Ermordung John F. Kennedys oder die Kubakrise reagierte – oft in symbolischer, vielschichtiger Bildsprache.
Dass diese außergewöhnliche Ausstellung in diesem Umfang realisiert werden konnte, ist der Kooperation zwischen dem Museum Brandhorst und dem Museum Ludwig in Köln zu verdanken.
Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly
bis 17 August 2025
Museum Brandhorst / Theresienstraße, Ecke Türkenstraße / 80333 München
Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr