Fünf Freunde, ein Kosmos – Wie Cage, Cunningham & Co. Kunst neu dachten


Merce Cunningham
Dance Company in Sixteen Dances for Soloist and Company of Three, 1951

Foto: Gerda Peterich, 1952

© Courtesy Merce Cunningham Trust and the Jerome Robbins Dance Division, The New York Public Library


„Wir alle haben mit vollem Einsatz gearbeitet, jedes intensive Gefühl geteilt, und ich glaube, wir haben Wunder vollbracht, allein für die Liebe.“ – Robert Rauschenberg

Die Verbindung unterschiedlicher Kunstformen ist oft versucht worden – selten jedoch mit solcher Konsequenz und Wirkung wie bei John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Ihre kreative Zusammenarbeit steht im Zentrum der Ausstellung Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly im Münchner Museum Brandhorst.

Der erlesene Künstlerkreis vereinte Tanz, Musik und bildende Kunst auf eindrucksvolle Weise und prägte die Kunstlandschaft der Nachkriegszeit nachhaltig. Über 180 Werke – darunter Gemälde, Partituren, Requisiten, Kostüme und Fotografien – eröffnen einen vielschichtigen Blick auf das gemeinsame Schaffen der fünf Ikonen.

Robert Rauschenberg Untitled, John Cage, Black Mountain, 1952

Gelatin silver print, 37,5 x 37,5 cm Foto: Robert Rauschenberg

© Robert Rauschenberg Foundation

Die Ausstellung zeigt Werke aus drei Jahrzehnten, die hier erstmals wieder in ihrem ursprünglichen Produktionskontext erlebbar werden. Doch es war nicht allein die künstlerische Zusammenarbeit, die die fünf verband: Ihre engen Freundschaften und teils auch Liebesbeziehungen waren ebenso prägend – begleitet von kreativen Auseinandersetzungen, leidenschaftlichen Debatten und schmerzhaften Trennungen.

Trotz gemeinsamer Themen – Stille und Zufall, Technik und Fortschritt, Tradition und radikale Erneuerung – entwickelte jeder Künstler seine ganz eigene „Handschrift“. Die parallele Auseinandersetzung mit denselben Fragen macht gerade diese individuellen Ausdrucksformen besonders sichtbar.

Kennengelernt hatten sich Cage, Cunningham, Johns, Rauschenberg und Twombly in den 1940er- und 1950er-Jahren. Es entstand ein produktives Netzwerk, in dem jeder seine Ideen einbrachte. In den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren wurden die fünf Freunde zu Pionieren von Happening, Fluxus, Pop Art und Minimal Art – und damit zu zentralen Figuren der internationalen Avantgarde.

Cy Twombly
Untitled (Roma), 1962

Dispersionsfarbe, Öl, Kreide und Bleistift auf Leinwand
165,5 x 201 cm

Udo und Anette Brandhorst Sammlung

© Cy Twombly Foundation Foto: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Museum Brandhorst, München

Robert Rauschenberg
Décor for Minutiae, 1954/1976

Oil, paper, fabric, newsprint, wood, metal, and plastic with mirror and string, on wood

© Collection Walker Art Center, Minneapolis, Walker Art Center, Merce Cunningham Dance Company Collection, Gift of Jay F. Ecklund, the Barnett and Annalee Newman Foundation, Agnes Gund, Russell Cowles and Josine Peters, the Hayes Fund of HRK Foundation, Dorothy Lichtenstein, MAHADH Fund of HRK Foundation, Goodale Family Foundation, Marion Stroud Swingle, David Teiger, Kathleen Fluegel, Barbara G. Pine, and the T. B. Walker Acquisition Fund, 2011

Ein Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit zeigte sich in den Tanzperformances der Merce Cunningham Dance Company (MCDC): John Cage übernahm die musikalische Leitung, Rauschenberg und Johns entwarfen Bühnenbilder und Kostüme. Als Hommage inszeniert das Museum Brandhorst den zentralen Ausstellungsraum als schwarzen Bühnenraum – ein beeindruckender Moment für Besucher:innen, wenn sie über die große Treppe in den dunklen Raum eintauchen.

Auch der politische Kontext jener Zeit hinterließ Spuren: Der Kalte Krieg und insbesondere die McCarthy-Ära mit ihren Verfolgungen vermeintlicher Kommunist:innen und queerer Menschen beeinflussten das Werk aller fünf Künstler. Rauschenberg etwa setzte sich obsessiv mit amerikanischen Symbolen wie Flaggen und Zielscheiben auseinander, während Twombly auf historische Ereignisse wie die Ermordung John F. Kennedys oder die Kubakrise reagierte – oft in symbolischer, vielschichtiger Bildsprache.

Dass diese außergewöhnliche Ausstellung in diesem Umfang realisiert werden konnte, ist der Kooperation zwischen dem Museum Brandhorst und dem Museum Ludwig in Köln zu verdanken.


Fünf Freunde. John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly
bis 17 August 2025

Museum Brandhorst / Theresienstraße, Ecke Türkenstraße / 80333 München
Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr


Sandra Böhm

Sandra Böhm hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und schreibt als freie Autorin für verschiedene Lifestyle-Magazine. Eine weitere Passion ist die Kunst. Als Autorin für PAJO ONE lassen sich beide Vorlieben trefflich miteinander verbinden. 

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