Robert Doisenau - Paris


„Le Baiser“, der Kuss von Robert Doisneau, aufgenommen in Paris, 1950 © BM | Robert Doisneau


TASCHEN würdigt mit der opulenten Monografie Robert Doisneau. Paris einen der bedeutendsten französischen Fotografen des 20. Jahrhunderts und präsentiert das umfassende Werk des „Poeten der Straße“ in seiner ganzen Bandbreite. Dieser voluminöse Bildband, verfasst von Doisneaus langjährigem Freund, dem TASCHEN-Autor Jean Claude Gautrand, ermöglicht einen einzigartigen Blick auf das Sozialleben von Paris zwischen den 1930er- und 1980er-Jahren. Für die Veröffentlichung konnte Gautrand auf Doisneaus umfangreiches Bildarchiv zurückgreifen, wodurch viele der über 350 Abbildungen erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Robert Doisneau gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Photographie humaniste, einer dem Menschen zugewandten Fotografie, die sich durch große Empathie, Wärme und einen feinsinnigen Humor auszeichnet. Er suchte nicht das Sensationelle, sondern das Grundsätzliche im Leben, wie es auch die Presse lobte. Seine Fotografien fingen flüchtige, oft unbemerkte Gesten und alltägliche Begebenheiten ein, die das menschliche Leben in seiner ganzen Pracht und Widersprüchlichkeit zeigen. Hier leuchtet die Metropole, wie man sie nicht schöner träumen kann, resümiert eine Besprechung treffend und unterstreicht, dass der Bildband ein Paris zeigt, wie es einmal war – von dessen damaligen Charme jedoch bis heute viel erhalten geblieben ist.

Die Monografie stellt dabei ikonische Motive in den Mittelpunkt, wie etwa die berühmteste Aufnahme Doisneaus und ein Sinnbild für den Traum von Paris als Stadt der Liebe: Der Kuss am Hôtel de Ville von 1950. Dieser Kuss, der im Nachhinein als inszeniert bekannt wurde, steht sinnbildlich für die einzigartige Fähigkeit Doisneaus, alltäglichen Momenten eine zeitlose, magische Qualität zu verleihen. Ob es nun das ikonische Kuss-Motiv ist oder das Bild eines Mannes mit Kaninchen an der Leine aus dem Jahr 1941, jedes Foto erzählt eine eigene, oft humorvolle Geschichte.

Das Buch enthält eine Vielzahl von Motiven, die Doisneaus einzigartige Weltsicht verdeutlichen: von den belebten Cafés und Bistros, die er humorvoll als „Erste-Hilfe-Zentrum für Melancholiker“ beschrieb, über Porträts von Künstlern wie Simone de Beauvoir und Jacques Prévert bis hin zu Szenen aus den Vororten und dem einfachen Arbeiterleben. Er belässt seinen Protagonisten stets ihre Würde, fernab von Verklärung oder Bloßstellung. Durch die zahlreichen Zitate, die den Bildteil begleiten, entsteht ein Dialog zwischen den Bildern, dem Leser und dem Fotografen – ein Dialog, der von Doisneaus Sensibilität zeugt, von seinem Humor und der Empathie für die Welt, in der er sich bewegte

Abgerundet wird das umfassende Werk durch ein Vorwort von Doisneaus Töchtern Francine Deroudille und Annette Doisneau. Mit 440 Seiten und im großzügigen Format ist Robert Doisneau. Paris nicht nur ein Buch, sondern ein monumentales Vermächtnis. Es ist ein Muss für Liebhaber der Stadt Paris und der Photographie humaniste, das in jedem Moment zeigt, was Menschlichkeit ist.


Jean Claude Gautrand
Robert Doisneau. Paris

Taschen
60 Euro


Anne Harting

Chefredakteurin und Herausgeberin

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LIFE. Hollywood – Eine Hommage an die goldene Ära des Films