Multisensorische Klanglandschaft: Carsten Nicolai. transmitter / receiver – the machine and the gardener
Eine Antenne auf dem Dach des Haus der Kunst ist der Schlüssel zu einem multisensorischen Erlebnis. Dank dieses Signalgebers werden Ton- und Lichtfrequenzen in die Westgalerie übertragen – Carsten Nicolai’s Medieninstallation vereint so die Disziplinen Musik, Kunst und Wissenschaft und macht Unsichtbares visuell und akkustisch erfahrbar.
Mathematische Modelle wie Raster und Codes, Fehlfunktionen und autonome Strukturen dienen dem in Berlin lebenden Künstler Carsten Nicolai als wissenschaftliche Referenzsysteme, die er in erlebbare Kunst übersetzt. Für das Haus der Kunst hat der studierte Landschaftsdesigner eine Installation kreiert, die den Ausstellungsraum in den Klang kosmischen Rauschens und einen sich permanent verändernden Lichthorizont taucht. Das, was der Besucher hört und sieht, ist eine Komposition, die von der Zufälligkeit kosmischer Teilchen bestimmt wird.
Von Zen-Gärten inspiriert, befindet sich Die Maschine in einer Kulisse aus kristallinem Streusalz. Das skulpturale Instrument wird von einem Geigerzähler angesteuert – der Apparat misst die aus dem Weltall im Raum auftreffenden radioaktiven Teilchen. Jeder vom Geigerzähler festgestellte Partikel stößt einen elektrischen Impuls aus, der wiederum die Modulation des hörbaren kosmischen Rauschens definiert. Doch wie gelangt das Rauschen „in“ die Installation?
Der Klang wird über die Dachantenne auf dem Haus der Kunst empfangen und in die Westgalerie weitergeleitet. Aber auch Lichtfrequenzen sind Teil des Projekts: In Abhängigkeit zum Aufkommen der radioaktiven Teilchen und der aktuellen Mondphase verändert sich entsprechend der Lichthorizont. Klang und Licht sollen sich dabei unmittelbar auf das Befinden des Besuchers auswirken. Und den meditativen Zustand der Kontemplation unterstützen sowie die Wahrnehmung des eigenen Körpers innerhalb eines Raums voller Frequenzen und Intensitäten fördern.
Doch transmitter / receiver – the machine and the gardener verspricht nicht nur eine Maschine, sondern auch einen Gärtner. Seine Aufgabe besteht darin, sich um die Installation, speziell den Garten und die subtile Neuarrangierung der physischen Elemente, zu bemühen. Mit der Ausübung dieser rituellen Pflegehandlungen wurde das kuratorische Team beauftragt, lässt sich ihre Bestimmung doch schon von der etymologischen Herkunft ihrer Berufsbezeichnung ableiten: Kurator, der der sich kümmert.
Als Künstler und Musiker beschäftigt sich Carsten Nicolai mit Musik, Kunst und Wissenschaft und damit, ihre Trennung in seinen von minimalistischer Ästhetik geprägten Installationen aufzuheben. Die Installation der kleinsten Teilchen spiegelt das Universum in Miniaturform wider – eine perfekte Ergänzung zu Nicolais Licht- und Klangwerk ist die Ausstellung Nebelskulpturen, ebenfalls im Haus der Kunst. Fujiko Nakayas Mittel, um die Atmosphäre sichtbar zu machen, ist zerstäubtes Wasser, das sich als Nebellandschaft über den Boden legt.
Carsten Nicolai. transmitter / receiver – the machine and the gardener
bis 21. August 2022
Haus der Kunst / Prinzregentenstraße 1 / 80538 München
Mittwoch bis Montag 10-20 Uhr